Uniklinik Mainz: Pendeln zwischen Kinderklinik, Kinderchirurgie und Unfallchirurgie. Für den neuen strategischen Kurs der Universitätsmedizin, die Schwerpunktbildung in Zentren voran zu treiben, fühlt sich die Kinderklinik bereits bestens aufgestellt. Und zwar nicht nur des Labels wegen, das die Einrichtung im Schilde führt: „Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin“. Vor fast genau einem Jahr ist die pädiatrische Zentrierung einen großen Schritt voran gekommen mit dem Umzug der Kinderchirurgie von der Chirurgie in die Kinderklinik.
Damit konnte der konzeptionelle Grundgedanke räumlich weitgehend in die Tat umgesetzt werden, dass nämlich in der Kinderklinik umfassend die medizinische Betreuung der jüngsten Patienten unter einem Dach angeboten wird. Oder mit anderen Worten: Die Spezialisten versammeln sich um das Bett des kranken Kindes und legen das Therapiekonzept fest, statt das kranke Kind von Klinik zu Klinik karren zu lassen.
Pendelverkehr zwischen Kinderklinik, Kinderchirurgie und Unfallchirurgie
Es gibt aber das Problem der so genannten „Streubetten“. „Noch immer driften Kinder auf dem Gelände rum“, sagt Professor Felix Schier, Chef der Kinderchirurgie. Die Kinderklinik ist eben doch nicht immer zentrale Anlaufstelle für Eltern mit ihrem kranken Kind. Das führt bei Betroffenen zu erheblichen Irritationen – und das kurioserweise verstärkt, seitdem eben die Kinderchirurgie in der Kinderklinik sitzt, wie Schier schildert. Denn nun hat sich der Pendelverkehr zwischen Kinderklinik, Kinderchirurgie und Unfallchirurgie im Gebäude der Chirurgie noch verstärkt. Umgekehrt operieren die Kinderchirurgen überwiegend in der benachbarten Gynäkologie.
Hintergrund ist, dass die unfallchirurgische Versorgung des Kindes als Interregnum der Unfallchirurgie zugeschlagen wurde, als Schiers Vorgänger plötzlich verstarb. Nichts scheint so beständig wie Provisorien. Die Kinderklinik hätte durchaus die Kapazitäten, alle Kinder aufzunehmen, die noch in anderen Kliniken liegen, wie Professor Fred Zepp, Chef der Kinderklinik, bestätigt. Es gehe nicht um Bettenrangeleien, sondern darum, die optimale Versorgung für das Kind unter einem Dach zu gewährleisten.
„Nicht von der Locke bis zur Socke“
Ein Kinderchirurg sollte auch gar nicht für alles zuständig sein, „nicht von der Locke bis zur Socke“, so Schier. Das zeichne ja gerade die Universitätsmedizin aus, dass auch die kleinen Patienten von der Spezialisierung profitierten, beispielsweise im neuro- oder herzchirurgischen Bereich. Aber auch schwerstverletzte Kinder, die mit dem Hubschrauber ankommen, sollten selbstverständlich direkt in den Schockraum der Chirurgie gebracht werden. Und genauso sei es selbstverständlich, bei bestimmten Verletzungen Unfallchirurgen hinzu zu ziehen, so wie heute eben auch Kinderchirurgen hinzugezogen werden, wenn ein Kind in der Unfallchirurgie liege. „Jetzt ist es so, dass Eltern mit ihrem verletzten Kind in die Kinderklinik kommen, dann werden sie in die Unfallchirurgie geschickt, und von dort wird dann unter Umständen ein Kinderchirurg hinzu gerufen, der dann wiederum von der Kinderklinik rüber in die Chirurgie läuft“, schildert Schier. Für Kinder und Eltern komme es zu Wartezeiten und verwirrenden Zuständigkeiten. Das Fallmanagement gehöre eindeutig und ausschließlich in die Hände des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin.
Die Kinderärzte der Universitätsmedizin begreifen den laufenden Diskussionsprozess um die strategische Neuausrichtung der gesamten Klinik als Chance, um mit allen Kollegen eine Lösung zu finden, wie die medizinische Betreuung des Kindes vor allem im Hinblick auf ein zentrales Fallmanagement optimiert werden kann. Das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin wird dabei als das Dach gesehen, unter dem alle junge Patienten sowie deren Angehörige künftig ihre Anlaufstelle haben werden.
Quelle: Mainzer Allgemeine Zeitung
Autor: Erich Michael Lang