In der Tiefe liegt der Haken

Kinderchirurgie jetzt in Kinderklinik / Unterirdischer Gang zum OP. Im Märchen brauchen Wünsche ihre Zeit, bis sie erfüllt sind. Ein großer Wunsch der Elterninitiative Sterntaler ist jetzt nach vielen Jahren Wirklichkeit geworden: Die Kinderchirurgie ist heimgekehrt und hat es sich unterm Dach der Kinderklinik gemütlich gemacht.

Von Anfang an zog der Neubau der Kinderklinik die Elternkritik auf sich, dass eine Integration der Kinderchirurgie konzeptionell nicht vorgesehen war. Die ging im Hauptgebäude der Chirurgie ihrer Arbeit nach, verbunden mit dem ebenfalls in der elterlichen Schusslinie stehenden Nachteil, dass die kleinen Patienten zum Teil zwischen Kinderklinik und Chirurgie in einem wenig gastlichen, unterirdischen Gang hin und her gekarrt werden mussten.

Nun gibt es zwar das gemeinsame Dach und auch eine gemeinsame Tür, durch die Eltern und Kinder ein und aus gehen, aber der zweite Nachteil ist geblieben. Der Chef der Kinderchirurgie, Professor Felix Schier, spricht vom „großen Haken“, der mit dem ansonsten für alle erfreulichen Umzug verbunden ist.

Weil die Kinderklinik nur für die konservative Behandlung ausgelegt ist, gibt es dort auch keine Operationssäle. Die Kleinen müssen deshalb nach wie vor durch den unterirdischen Gang gerollt werden, nun zwar überwiegend in Richtung OP der Frauenklinik und nur noch für orthopädische Fälle in Richtung Chirurgie. „Es ist ein schmutziger, unhygienischer, dunkler und die Eltern erschreckender Gang“, räumt Schier unumwunden ein. Der Medizinische Vorstand, Professor Norbert Pfeiffer, versteht die elterliche Kritik, sagt aber auch, dass „in keiner Weise eine hygienische Gefahr“ bestehe.

Auch habe es in der Vergangenheit Verbesserungen gegeben. Derzeit sei der Gang, wenn die Patienten nicht über die Straße transportiert werden sollen, die einzige Option. Schier wünscht sich eine oberirdische Verbindung, ähnlich dem „Sky-Walk“ zwischen Chirurgie und Innerer.

Das aber kratzt am baustrategischen Zukunftskonzept der Klinik, das derzeit mit dem Aufsichtsrat abgestimmt wird. Bis Ende des Jahres soll ein Konzept auf dem Tisch liegen. Zentrales Steuerelement ist der Department-Gedanke, also die effektive Zusammenführung medizinischer Einheiten in verwandten Bereichen, was Patienten, Forschung, Lehre und auch dem Budget zugute kommen soll.

Ein Mutter-Kind-Zentrum gilt dabei bereits als gesetzt. Allerdings ist offen, wie die letzte Freifläche auf dem Gelände zwischen Kinder- und Frauenklinik baulich genutzt werden soll. Ein Sky-Walk jetzt könnte dort buchstäblich architektonische Perspektiven verbauen. Der Klinikvorstand will erst dann Geld in die Hand nehmen, wenn fest steht, wohin die Reise insgesamt geht.

Quelle: Mainzer Allgemeine Zeitung
Von Erich Michael Lang